Donnerstag, 6. Dezember 2007
Habe ich es übertrieben? (selber merkt man es ja manchmal nicht)
Konnte sie nicht vergessen. Ich bin eben sehr leidenschaftlich, das ist meine Natur. Suchte ihre Freundin auf, um über sie an Sabrina zu kommen, die mich nicht, wie sehnlich erhofft, anrief. Der Nachbar verriet mir, an welcher Tankstelle sie arbeitet. Sprachen miteinander. Sagte ihr, sie solle Sabrina erinnern, mich anzurufen. Sie schien enttäuscht, als ihr bewußt wurde, dass ich mich nicht für sie, sondern für ihre Freundin interessiere.

Es war nicht schwer, die Telefonnummer von Sabrina herauszufinden. Sie gab an, mit ihrem Studium beschäftigt zu sein. Das Gespräch war kurz.

Schwor mir, nicht wieder anzurufen. Schon am nächsten Tag, heute, rief ich doch wieder an, um sie für was auch immer einzuladen. Sie reagierte seltsam. Ich habe ihre Freundin aufgesucht und sie angerufen. Das würde ihr Angst machen. Ich bin entsetzt über ihre Aussage. Nichts weiter wollte ich, als sie wiederzusehen.

Habe ich es übertrieben?, überlege ich, während der Sekunden dauernden Pause der bestehenden Verbindung. Ich erinnere mich an die Worte meiner Schwester, ich solle Sabrina besser nicht sagen, wie ich ihre Telefonnummer herausbekommen habe, dass ich überhaupt Zeit dafür investiert habe. Rechtecke in Normgröße kreisen um mich, Würfel, Quader, Pyramiden, wie jene Objekte, mit denen Kleinkinder ihre Logik, ihr räumliches Denkvermögen und ihre Geschicklichkeit trainieren. Versuche mein Verhalten einzuordnen, doch ich kann nur feststellen, dass ich den Wunsch hatte, sie wiederzusehen, die Chance zu nutzen. Chancen, die man im Alltag so oft vergehen lässt, sich zuviele Gedanken macht, was andere über einen denken könnten. Dabei bedarf es oft nur ein paar Worte, um in Kontakt zu treten.

Ich versprach ihr sofort, nicht mehr anzurufen. Löschte sogleich ihre Nummer. Nicht nur die Römer spinnen. Soll sie ihre Wahnvorstellungen genießen.

Natürlich habe ich die letzten 2 Tage etwas Zeit investiert, wenn ich von der Arbeit kam, um mit ihr in Kontakt zu kommen. Um sie wiederzusehen, weil ich immer wieder an sie denken musste.

Was sagte meine Schwester. Erzieherinnen haben alle eine Klatsche. Die gleiche Erfahrung habe ich selber gemacht. Schon öfters. Bei Sabrina war ich (als ich am nächsten Tag nüchtern war) gleich der Annahme, sie könne in einem erzieherischen Beruf tätig sein, zumindest würde ihr dies gut stehen, was mich wenig begeisterte. Als sie erzählte, sie studiere Erziehungswissenschaften, war dass keine Überraschung für mich, lediglich eine Bestätigung meiner Menschenkenntnis, die erschreckenderweise oft zutrifft.

Wie oft bin ich schon mit Erzieherinnen reingefallen. Eine Psychotante erzählte nach unserer Beziehung herum, ich hätte sie verfolgt (Sabrina erinnerte mich nach den Eindrücken der zwei Telefonate durchaus an sie). Eine Person, die stets zu Fuß in der Stadt unterwegs ist wurde also von einem Autofahrer aus einem 20km entfernten Ort verfolgt? Sie hatte mir auch einst erzählt, sie sei von einem Typen vergewaltigt worden, wovon selbst keine ihrer besten Freundinnen etwas wusste. Nun, immerhin war ich mit 3 Monaten einer ihrer längsten Beziehungspartner. Zuvor hielten die Beziehungen in der Regel maximal 2 Wochen, so dass mich ihre Eltern zuerst nicht zum Essen einladen wollten, den Sinn bezweifelten, mit einem 2-Wochen-Partner zu dinieren.

Eine andere Erzieherin ist Mutter meiner Kinder. Ich habe also dauerhaft etwas mit ihr zu tun. Was das heißt, ist mir intensiv bekannt. Durch sie habe ich erstmals Bekanntschaft mit Jugendämtern, Gerichten und sonstigen "sozialen" Ämtern gemacht. Durch sie saß ich weinend in meinem Auto, wusste nicht mehr ein noch aus. Durch sie fuhr ich nach Frankfurt, um mich dort mit entsprechenden Mitteln abzuschießen, sah keinen Weg mehr, keine Perspektive.

Darüber hinaus habe ich eine Abschlußparty von Erzieherinnen beigewohnt und habe durch eine Ex die eine und andere so genannte "Erzieherin" kennengelernt.

Doch scheinen diese Damen mich anzuziehen, was mir zu denken gibt, die Ursache zu ergründen. Nein, Schwester, es ist, so nehme ich an, anders herum. Bei mir wird anscheinend ein Helfersyndrom geweckt.

Es gibt sicher Ausnahmen bei den Erzieherinnen. Doch habe ich mit dieser bisher noch keine Bekanntschaft machen dürfen.

Dieser Tag hat etwas positives (trotz Streiterei mit einer Erzieherin-Ex betreffend Kindesumgang). Sabrina machte es mir leicht, ihre Telefonnummer zu löschen. Es war offensichtlich, wäre es zu einer Beziehung gekommen, hätte dies Stress bedeutet. Dabei habe ich mir kürzlich eine nicht günstige Anti-Falten-Creme besorgt, um die Folgen vergangenen Stresses zu bekämpfen. :-)

Bye Sabrina. Ich wünsche Deinem zukünftigen Partner starke Nerven. Und vielleicht sagst Du ihm auch, nachdem Du ihn lange mit deiner nervösen Art (was mich anmachte) beobachtet hast, er könne bestimmt gut poppen? Vielleicht ist er sogar blond und hat lange Haare, worauf Du zu meiner Überraschung stehts? Und dabei ließ ich meine Haare wachsen, um damit auf Ignore zu schalten.

Mit Hilfe der Waren aus Frankfurt waren mir Beziehungen für Monate egal. Nun wecken sie wieder mein Interesse. Gleichzeitig kommen wieder zugehörige Probleme. Zwischengeschlechtliche Beziehungen scheinen also mit Problemem verknüpft zu sein. Braucht man so etwas überhaupt, um glücklich zu sein?

Oder muss man sich, wie es eine Bekannte meinerseits derzeit beschäftigt, wegen eines potentiellen Partners verrückt machen? Dabei ist sie auf dem besten Wege, zu sich zu finden. Was interessiert sie irgendein Typ, der kommt und geht. Der kommt und geht, wie es ein jeder tut, gerade jetzt, in unserer schnelllebigen Zeit.

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