Mittwoch, 28. April 2010
Frühe Kindheit
Die Schräbergärten in meinem Geburtsort, Sonne, Holzhütten, viel Grün, Büsche, Blumen, Gras, ein Mann, der meine Hand hält. Er hat eine knorrige, lange Nase, ist sehr nett, nimmt sich sehr viel Zeit für mich. Es ist mein Patenonkel, der auf mich aufpasst, was manchmal vorkam. Dann gingen wir manchmal in den Schrebergarten. Eine Straße, ungeteert, mit Kieselsteinen, die Bergab führt, direkt neben dem Haus, in dem wir wohnen, hinunter zur Hauptstraße. Hier lauerten mir oft Ältere auf, die mich ärgerten und pisakten, weswegen ich nur ungern dort hin ging. Ein Taubenschlag in einem Mauerwerk, das mich der Besitzer von innen besichtigen ließ. An einem Tag, er war bereits die Treppen hochgegangen, schloss ich die Türe und ließ das Schloss, dass draußen hing, zuschnappen. Später erfuhr ich, er soll um Hilfe gerufen haben, bis ihn jemand befreite. Ich weiss nicht, warum ich das machte, es muss wohl aus Langeweile gewesen sein. Meine Schwester hatte manchmal Besuch von einer Freundin. Beide hielten sie mich mal zusammen mit nacktem Hintern über eine Kerze. Einmal hatten wir einen Unfall mit den Auto. Mein Vater fuhr auf die Hauptstraße, als wenig später von hinten jemand auffuhr. Im Kofferraum war ein Korb mit Kleidung, die über die ganze Straße verteilt war. Meine Mutter machte, wie immer, ein riesen Theater, so dass ich zu weinen anfing und nicht mehr aufhören konnte. Der ortsansässige Arzt musste kommen, um mir Beruhigungstropfen zu geben. Meine Mutter schob meine Hysterie natürlich auf den Unfall, und brachte diese nicht im Geringsten mit ihrer eigenen Hysterie in Verbindung, die es tatsächlich gewesen ist, die mich ängstigte und aufbrachte. "Oh, nein wie kommen wir jetzt nach Hause!? Das neue Auto!" Jetzt, wo ich daran denke, wird mir klar, woher die gewaltige Angst entstammte, dass die Nacht nicht mehr vergehen, die Sonne nicht mehr scheinen würde, die ein paar Jahre später über mich herfiel, als wir uns auf der nächtlichen Rückfahrt von einem Besuch in der ehemaligen DDR zurück nach Westdeutschland befanden. Der Unfall, vor allem aber die Hysterie und die vermittelte Angst, muss tatsächlich eine Art Trauma hinterlassen haben. Es ist nicht viel, woran ich mich erinnern kann, viel zu klein war ich zu dieser Zeit noch. So viele Jahre ist es schon her und doch erscheint vieles noch sehr nah und lebendig.

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