Mittwoch, 19. September 2007
Sehnsucht. Wo sie einen überall hinführt.
Jeden Tag still auf dem Platz sitzen, dem Vortrag der Autorität am Pult erhörend. Zwischendurch ein Papierfetzen zusammenrollen, an ein Gummiband einhaken und in Richtung Opfer wegschnippen. Die Zunge rausstrecken, Fratzen machen, die Autorität in Frage stellen. Aufgrund des Alters in bestimmten Bereichen Narrenfreiheit. Erste Liebeleien. Erste Enttäuschungen. Selbstbewußtsein und Zweifel. Eine Frucht, die am Reifen ist und irgendwann unsanft vom Geäst gestoßen wird nach dem Motto: Nun macht mal alleine weiter.

In der Regel ist einem diese Zeit verhasst gewesen. Wer ging schon gerne in die Schule? Doch schon bald, kaum war man die Schulke los, wurde einem klar, dass es Dauerurlaub gewesen ist. Dass der "Ernst des Lebens" noch viel ernster ist, als es die Schule jemals sein konnte. Und so blickte man schon nach kurzer Zeit in Wehmut zurück in eine Zeit, die für immer verloren gegangen ist. Der Alltag vergräbt sie und bedeckt sie mit für den Alltag wichtigeren Dingen. Die ruhige Minute legt sie wieder frei.

Das Internet erlaubt es, nach allen nur erdenklichen Dingen zu suchen. So kam ich darauf, nach meiner alten Klassenlehrerin zu suchen. 3 Einträge erbrachte die Suche und führte zu einer anderen Schule, zu der die Lehrerin gewechselt ist. Sogar ein Bild finde ich von ihr. Sie trägt den selben Pagenschnitt in ihren grauen Haaren, ohne die man sie nicht kennt, obwohl sie damals noch nicht sehr alt gewesen ist. Sie hat die gleichen sonnigen Augen, geformt zu einem Lächeln. Damals meinte ich sogar, ich sei etwas verliebt in sie, die mich und manch anderen an den Kopf warf, man sei der letzte Mensch, worauf eine Diskussion entstand, wer denn nun wirklich der letzte oder, was rehabilitierend empfunden wurde, der vorletzte Mensch sei.

Hat man in seinem Leben Fehler begannen, die das weitere Leben bestimmen, wie die finanzielle Last einer partnerschaftlichen Trennung, so zieht es einen zurück an solche Scheidepunkte im Leben. An Punkte, an denen noch alles offen stand, man jeden Weg einschlagen konnte. Der Mensch weiß erst was es heißt, gefangen zu sein, wenn er seine Freiheit verliert. Schlimm ist es, wenn es kein Hinaus mehr gibt, der Käfig eine Sackgasse ist.

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