Donnerstag, 13. September 2007
Wo gehen wir hin?
Jahrhunderte vergehen. In machen Straßen, die wir begehen, schritten schon vor unvorstellbar vielen Jahren Menschen einer anderen Zeit.

Kürzlich war es noch das 20. Jahrhundert, jetzt heisst es das 21. Jahrhundert. Nicht lange her ist's, da dachte man bei Jahreszahlen wie 1890: Vor mehreren Jahrzehnten. Oder schlimmstenfalls: Im letzten Jahrhundert. Doch nun ist ein Jahrhundert überschritten.

Menschen werden geboren und sterben. Ach so viele, dass die meisten in einer Bedeutungslosigkeit gehen, dort hin, woher sie kamen.

Rafften wir die Zeit, so ist eine Generation Menschenleben wie das Leben der Eintagsfliege. Das einzelne Objekt zählt nicht. Noch nicht einmal eine Generation erhält ein Gewicht in Anbetracht der Anzahl.

Was bleibt: Erinnerungen, Geschichte. Geschichte, die vergessen wird. Im Schritt der Jahrhunderte ebenso unwichtig wird, wie das Einzelschicksal. Was für eine Rolle spielt schon Fürst Bismarck in unserem täglich Leben? Was für eine Rolle spielt ein Cäsar? Sie werden noch lange mehr zählen, als mach Popularität unsriger Zeit. Doch verschwinden werden sie alle in einer zunehmenden Bedeutungslosigkeit.

Was ist unser Ziel während unseres zum Leben einer Eintagsfliege gerafften Lebens? Ist es nichts anderes als die Vermehrung und Sicherung der folgenden Generation? Ja, es ist nichts anderes.

Wozu erfolgt diese unaufhörliche Neuzeugung? Wohin führt sie?

Wie kurz aufflackernde Blitze in einem Physiklabor erscheinen wir in unserer verpuffenden Generation. Und ein anderer Blitz folgt in kurzem Abstand zur alten, um auch wieder zu verblassen im Nichts.

Was sind wir? Versuchsobjekte eines Größeren? Lebend wie kleine Bakterien in einer Petrischale, die 1877 von einem Julios Richard Petri erfunden wurde. Von dem den meisten Leuten heutezutage schon alleine der Name nicht mehr geläufig ist.

Aber wozu dann alles? Wenn es doch unbedeutend ist im Ganzen?

Warum sollte man sich etwa schämen, mit ungekämmten Haaren vor die Tür zu gehen? Wenn würde dies interessieren in 100 Jahren? In 500 Jahren? Warum sich selbst hemmen?

Wir verblassen. Uns bleibt nur dieses eine Aufflackern. Mehr nicht.

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