Montag, 28. Dezember 2009
Partnerschaft, komprimiert als animalischer Verlauf
Wenn ich mir Fotos anschaue aus der Anfangszeit, wie sie auf dem Sofa sitzt und mich aus einer Art tiefer Hoffnungslosigkeit mit aufgerissenen Augen anschaut und Fotos aus späterer Zeit betrachte, erscheint es, als sei sie aufgeblüht, war sogar bemüht, negative Verhaltensweisen zu ändern, hat sich dann aber gehen lassen, so sehr, dass sie extrem zunahm und jetzt eine große, wie sie es nennt, "Pocke" und riesige, wie ich es nenne, "Ohren" hat. Ich erinnere mich, wie sie weinend vor mir stand, nachdem ich ihr doch Einlass gewährte, mir erklärte, sie würde mich lieben, wie sie auf mich einredete, mir immer wieder nahe kam, mich teilweise unwirsch, regelrecht am Kragen, anfasste, und weiterredete, wie sie schließlich an der Tür stand, dabei zu gehen, und mir sagte, ich könne sie sogar jetzt nicht in den Arm nehmen, mich zum Hadern brachte, blieb aber hart, um nicht falsche Hoffnungen zu wecken, was mir selbst im Nachhinein schmerzte, da ich sie mit ihren Tränen alleine ließ, sie mir sehr leid tat.

Wie mühevoll sie war, sich von der besten Seite zu zeigen. Sie fing sogar an, bei mir zu putzen. Zwischendurch immer wieder Extremsituationen, in denen sie andere Leute anpöbelte oder etwas aus meiner Wohnung zerstörte. Am Anfang streichelte sie mich, gab Zärtlichkeiten, was auch ich gerne gab. Jedoch kam von ihr immer weniger, schließlich überhaupt nichts mehr, was ich selbstverständlich vermisste, was ein jeder Mensch vermissen würde. Dies hielt ich ihr immer wieder vor, was aber nichts änderte und wenn, dann nur kurzfristig. Äußerte ich Kritik, musste ich immer damit rechnen, dass sie laut wird und unwirsch antwortet. Bekam sie dann doch etwas heraus, womit etwas angefangen werden konnte, war es zumeist die Aussage, es läge an mir, ich müsse mir mehr Mühe geben. So blieb die riskante Diskussion abermals nutzlos. Ich gab mir durchaus Mühe, kam ihr immer wieder nahe, streichele oder frage sie einfach nur gefühlvoll, ob sie gut geschlafen hat und schaue sie erwartungsvoll an. Dergleichen gehört zu einer Partnerschaft.

Sollte sie nicht glücklich darüber sein, jemanden gewonnen zu haben, der tatsächlich mehr wollte als nur primitive Erleichterung, wie sie es zuvor gewohnt war, selber beschrieb, jeder wollte sie nur als Kumpel, selten jemand mehr. Dass jemanden, der ihr gegenüber anfänglich keinerlei Zuneigung empfand, nun sogar hinter ihr stand, trotz der Hürden, die sie in Unvernunft errichtete in Form von niveaulosem Herumschreien oder Sachbeschädigung.

Dabei waren es erst knapp ein halbes Jahr Beziehung. Dabei meinte sie anfänglich, sie würde mir die Liebe geben wollen, die mir all die anderen nicht zu geben vermochten. Auch bestritt sie meine pessimistischen Berechnungen, die ich für Beziehungen allgemein gültig hielt, dass nach einer Zeit x die anfängliche Wildheit nachlässt, so etwa ein Kribbeln im Bauch, dass es nach einer Zeit y im Bett ruhiger wird, dass es nach einer Zeit z so schnell enden kann, wie es begann. Dass Beziehungen, in denen ein Kind hervorging, in der Regel so lange halten, bis das Kind über das Gröbste hinaus ist. Aus diesem Grunde gibt es so viele alleinstehende Frauen mit Kind in einem Alter von 2 bis 4 Jahren. Für sie wagte ich es nochmals, meine Berechnungen beiseite zu legen. Dies, obwohl sie äußerlich, wie es genannt wird, nicht "mein Typ" war, also überhaupt nicht meinem Schema entsprach. Doch wollte ich Äußerlichkeiten belassen was sie sind. Nur was konnte sie innerlich bieten? Ihre Versprechungen klangen gut und veranlassten mich zusammen mit dem wilden Bettleben, über vieles hinweg zu sehen. Mit der Zeit wurde aber immer deutlicher, sie konnte ihre Versprechen nicht halten. Statt dessen hielten meine Berechnungen, die ich als falsch erhoffte. Nein, durch sie wurden sie sogar auf sehr extreme Weise bestätigt. Es war ein regelrechtes Naturschauspiel. Animalische Verhaltensweisen lassen sich am besten in der wilden Natur, an wilden Tieren beobachten.

Und hier, so wurde leider immer deutlicher, konnte, wenn überhaupt, nur wenig Bedachtheit, kluges Verhalten, Sinnlichkeit, Leidenschaft oder tatsächliche Liebe die treibende Kraft sein. Wie könnte dies auch jemand, der, wie sie es anfänglich tat, sich in eine Wohnung drängt und theatralisch abwechselnd von Zuneigung und Gewaltandrohungen erzählt. Nach dem Motto, liebst du mich nicht, mache ich dich fertig. Heftig und sehr krank, dachte ich damals.

Aufschlussreich war es gelegentlich, war sie betrunken. Nach dem wir das erste mal miteinander schliefen und sie nach etwa 3 Wochen merkte, ich möchte nicht mehr von ihr, schickte sie angeblich versehentlich eine SMS an mich, die aber an eine andere Person gerichtet war. Darin fragt sie, ob "sturmfrei" sei, darunter ihr "gg" und Name. Das "gg" bedeutete soviel wie gute, geile. Im nüchternen Zustand will sie anschließend nicht bei der Person gewesen sein. Im betrunkenen Zustand meinte sie dagegen, ja sie hätte die Nachricht anschließend nochmals an den richtigen Empfänger versendet und sei dort gewesen. Sie bestätigte meine sehr direkte Frage, ob sie nackt übereinander gelegen hätten. Aber sie hätte nicht können, drückte sie sich verzweifelt aus. Zwar waren wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht zusammen, doch enttäuschte es mich doch sehr, da es sie recht billig wirken ließ, von Bett zu Bett zu hüpfen. Am nächsten Tag, sie war wieder nüchtern, soll es doch nicht so gewesen sein. Ich hätte das missverstanden, es beschrieb das einzige Mal mit dieser Person und das sei schon länger her gewesen. Situationen dieser Art gab es öfters. Und es ist wohl klar, dass es sehr verunsichert und immer mehr in Frage stellt, was sie sagt.

Auch die SMS-Nachrichten, die in unserer Anfangszeit eintrudelten, sprachen eindeutige Worte. Wenn in SMS die Rede ist, sie hätte auch in die Hose greifen können oder von Wiedergutmachung mit der Zunge geschrieben wird und das auch noch von zwei verschiedenen Männern. Damals dachte ich, herje, an was für eine Schlamp... bin ich geraten? Natürlich gingen mich diese Nachrichten nichts an, waren auch nicht für mich bestimmt. Dennoch, dergleichen habe ich selber in meiner wildesten Zeit nicht versendet. Und wenn ich so etwas versenden würde, dann bestimmt nicht an einen geliebten Menschen, mit dem ich ein leidenschaftliches Sexleben führe, nein, Nachrichten dieser Art könnte ich nur an billigste Objekte im Hintergrund ebenso billiger Erleichterung versenden. Das machte mich etwas traurig, da ich zwar mit vielem rechnete, aber nicht auf so tiefer Stufe. Sie meinte, was könne sie dafür, dass sie solche Nachrichten erhält. Dagegen tat sie allerdings auch nichts. Ganz im Gegenteil, es schien, als sei es ihr überaus recht. Auf einen Tittengrabscher und Entschuldigung per SMS, ob es zu grob gewesen sei, erfolgte von ihr keineswegs grundsätzliche Ablehnung, in ihrer Antwort bemängelte sie lediglich, auf dieses Weise bestimmt nicht in Fahrt zu kommen. Darauf kam der Tipp, sie hätte ja in die Hose greifen können, und auch hierauf kam nichts Ablehnendes ihrerseits. Ausnahmslos jeder, auch Freunde von ihr, waren bisher der Meinung, da muss mehr gelaufen sein, als nur SMS, und jeder hielt es auch für wenig ehrbar, überhaupt dergleichen zu erhalten. Sie dagegen antwortete nur, was könne sie dafür, dass diese Typen meinten, so etwas versenden zu können. Oder wenn diese meinten, vor der Tür stehen zu können für einen F..., dann würde sie sie eben fortschicken. Wie es aber überhaupt dazu kommt, dass Männer für dergleichen vor der Tür stehen, weiß oder will sie nicht beantworten.

Manchmal erschien es mir, als hätte sie sich nur für kurze Zeit die größte Mühe gegeben, als habe sie mir allerhand vorgespielt, nur um ein Ziel zu erreichen, das daraus bestand, in ihrem Alter, mitte Vierzig, welches bei ihr deutlich erkennbar ist, noch einen akzeptablen Mann zu ergattern und ein angenehmes Nest im Hintergrund zu wissen. Wie schnell sie 6 Umzugskisten und diverse Körbe bei mir stehen hatte, kaum hatten wir uns vor wenigen Wochen wieder vertragen. Ich betrachte sie auf zwei Aufnahmen aus der Anfangszeit. Damals schrieb ich ihr, sie würde in mir nur einen Halt suchen, was auch die Meinung meiner Schwester war. Sie dagegen war anderer Meinung, nein, sie würde viel für mich empfinden und das sei der Grund der Anhänglichkeit. Ich hätte sie x mal gef... sagte sie zu den darüber überraschten Polinnen, die sie auf der Straße traf und bei denen sie der Meinung war, es könnte sich etwas zwischen denen und mir abspielen. Ich hätte sie gef... und würde sie nun hängen lassen, so ähnlich waren ihre Worte zu mir. Sie schrieb mich häufig an. Auch während ich im Büro vor dem PC saß, trudelten eindeutige SMS ein, in der sie mir im Grunde Sex anbot und ob ich damit "klarkommen" würde. Der ganze Anfang war außergewöhnlich und ich bedaure, nicht mehr über die vielen SMS aus dieser Zeit zu verfügen, da ein Update der Telefonsoftware alles löschte. Wer nicht damit klar kam, war jedoch sie. Eine sich so anbietende Art war mir gänzlich neu. Und hinter dieser Art suchte ich den Menschen, den verzweifelten Menschen. Den ich in meinen Armen hielt und an mich drückte, während ich alles andere negative zu verdrängen suchte, was aber immer wieder hochkam und belastete. Letztendlich hätte ich vielleicht auf den ersten Eindruck hören und alles bei der nächtlichen Begegnung im Februar belassen sollen, anstatt zu hoffen, dass ich etwas ändern könne, dass daraus etwas hätte werden können.

Wie war es nur möglich, dass ein Mensch zu keiner Diskussion befähigt ist? Es gibt Dinge, die nur schwer zu verstehen sind. Dies ist eins davon. Tatsächlich wird sie sehr schnell laut, unabhängig, ob das Thema uns betrifft oder etwas gänzlich anderes ist. Sind wir betroffen, wird sie nur um so schneller rauh. Sie ist insgesamt rauh, hätte vielleicht besser ein Mann werden sollen. Sie nörgelt herum wie ein Mann, gibt sich bei Streit roh wie ein Mann. Kling dabei aber leider manchmal wie eine besoffene HarzIV-Empfängerin, wie sie gelegentlich vor einem Kiosk mit einer Flasche Bier in der Hand zu sehen sind. Dies habe ich ihr schon mehrfach vor Augen geführt, wodurch sich dergleichen gemildert hat.

Im Bett war es von Anfang an äußerst wild und intensiv. Es wurde mit der Zeit sogar immer mehr und intensiver. Doch nach acht Monaten und vor allem sehr plötzlich lief so gut wie nichts mehr ab. Bett, das war eine steile Kurve nach oben, die auf diesem Niveau eine Zeit verblieb, plötzlich auffallend steil auf nahezu Null herabstürzte. Es mag lächerlich klingen, doch erstellte ich sogar ein Liniendiagramm mit Excel, was ich ihr zeigte und was auf wenig positivem oder überhaupt verständnisvollem Feedback stieß. Es gab irgendwie nichts, was angemessen zu antworten verstand, etwas, wo man hineingeben und eine brauchbare Antwort erwarten konnte. Nein, es wurde immer mehr auf sehr niederem Niveau geantwortet. So zum Beispiel beim ersten Wort: "Ich kann es nicht mehr hören!". Wir haben schon lange keinen Sex mehr ge... "Ich kann es nicht mehr hören!" So fragte ich mich, würde das nicht jeder, ob ein anderer vielleicht der Grund ist.

Ich mache mir viele Gedanken. In den Tag hineinleben, ohne zu denken, nur zu REagieren, nein, das möchte ich nicht. Ich möchte verstehen. So möchte ich verstehen, was sich hier abspielte. Was sich zwischen uns abspielte und was allgemein in ihr vor sich geht. Sie dagegen, habe ich das Gefühl, interessiert dergleichen überhaupt nicht. Sie möchte nur REagieren, ohne sich viel abzugeben mit wieso, weshalb, warum. Sie ist kein Denker. Sie ist eher ein passives Treibholz, welches gelegentlich und eher notgedrungen REagiert. Das beweisen auch die vielen offenen Rechnungen, Inkassoschreiben, Briefe von Anwälten und Gerichten, manche ungeöffnet. Wie lange es dauerte, bis sie es schaffte, alles für einen HarzIV-Antrag zu erledigen. Darauf blieb sie der zum Antrag gehörigen 4-tägigen Eingliederungsmaßnahme fern, weil sie ungewohnt früh hätte aufstehen müssen. Es wirkt alles sehr unbedacht.

So wird sie auch in unserer Beziehungsgeschichte eher REagiert haben. Sie fühlte sich sicher sehr sexuell angezogen, wofür auch unser wildes Sexleben spricht. Teilweise drei bis vier mal am Tag ist mit Mitte Vierzig - sie ist acht Jahre älter als ich - gewiss eher außergewöhnlich. Auf dem Balkon, in der Dämmerung draußen an einem Steinstapel einer Baustelle gelehnt, erschöpft aus dem Schlafzimmer kommend erneut im Stehen in der Küche. Und so fort. Sie meinte einmal, sie hätte nicht gewusst, dass das Sexleben immer besser werden würde. Ihren Ehemaligen hätte sie erwidert, ja, ich sei besser als er. Das ist schmeichelnd, gleichzeitig aber weckt es die Frage, ob sie oder Frau allgemein stets dergleichen dem Partner zuliebe erwähnt; auf mein Hinterfragen stand sie jedoch vehement hinter ihrer Aussage. Natürlich gab ich mir viel Mühe, nicht nur ich, vor allem die Partnerin soll zufrieden sein. Wir machten es so oft und lange, dass ich sogar Sorge hatte, das dauerhaft durchzustehen. Was, wenn sie das jetzt jeden Tag erwartet? Was, wenn ich plötzlich nicht mehr genug erregt bin und sich nichts regt? Nach dem ersten Unwillen meinerseits schaltete sie auch gleich mehrere Gänge zurück. Doch bald war es ein für mich äußerst unglücklicher Leerlauf.

Leidenschaft ist auch nach einer ersten wilden Zeit vorhanden. Nur Geilheit kann in kurzer Zeit völlig verfliegen. War es also nur Geilheit. Ist sie also überhaupt kein leidenschaftlicher Mensch? Geilheit ist etwas Einfaches. Leidenschaft dagegen ist etwas Großes, sehr tief, weitreichend, mit vielen komplexen Strukturen.

Es ist stets schwer, eine Partnerschaft zu beenden. Es gibt aber auch Menschen, die das sehr leicht können. Viele positive Dinge fallen einem immer wieder ein, die von einer Trennung absehen lassen. Man gewöhnt sich schnell daran, jeden Tag jemanden um sich zu haben, zu zweit einzuschlafen, die Wärme des Partners zu spüren. Für all dies kann man einiges ertragen lernen.

Ist eine Trennung erreicht und etwas Zeit verflogen, fallen irgendwann Gedanken leicht, die hinterfragen, wie überhaupt eine Partnerschaft eingegangen und diese aufrecht erhalten werden konnte. Sich zu trennen ähnelt dem Abgewöhnen schlechter Gewohnheiten, wie etwa des Rauchens. Ein starker Charakter hört von heute auf morgen mit dem Rauchen auf und fragt sich, warum dieses Gift überhaupt jemals eingeatmet wurde.

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