Mittwoch, 25. Februar 2009
Ihre Qual, meine Qual
Wir waren gestern Essen. Keine Ahnung, wie ich auf diese Idee kam. Wahrend unserer Unterhaltung im Chinarestaurant meinte ich, mir sei etwas heruntergefallen, worauf sie entgegnete, ob sie unter den Tisch kriechen solle und schaut mich zweideutig an. Ich zögere und lächele sie nur an. Heute meine ich, warum nicht, was hätte schon passieren können. Vielleicht wären wir aufgefordert worden, das Restaurant zu verlassen. Vielleicht hätte die Polizei plötzlich hinter mir gestanden. Was wäre dabei herausgekomen? Erregung öffentlichen Ärgernisses?

Gestern meinte ich auch zu ihr, wir könnten zusammen Sport machen, ihr sei auf jeden Fall ein Probetraining möglich. Heute war ich froh, sie nicht kurz vorher erreicht zu haben. Ich hätte mehr ihrem Gerede zuhören müssen, als dass ich mich auf ein intensives Training hätte konzentrieren können.

Warum mache ich das alles? Obwohl sie mich nicht anzieht? Aus Langeweile? Ich stehe ja doch nur lächelnd vor ihr, während sie mit ihren Händen herumfuchtelt, mich vollredet und dabei gelegentlich am Kragen nimmt. Werde erregt bei der Vorstellung an die letzten zwei Nächte, bei der Vorstellung, dieses Tattoo wieder unter mir zu haben, auf der rechten Seite ihres Gesäßes. Kann sie aber nicht küssen, mag ihr zuhören, mit ihr schlafen, habe aber keine tieferen Emotionen.

Kommt sie näher, nehme ich Abstand. Ein Hin und Her. Verwirrend, insgesamt unbefriedigend, vor allem für sie. Sie hat nichts essen können, sagt sie, und ich weiss sofort, was das bedeutet. Sie hätte sich beeilt, mit dem Hund auszugehen, und ich weiss, was das bedeutet. Ich möchte sie nicht verletzen, ihr nicht weh tun. Ich weiss nicht, was ich machen soll. Warum sage ich ihr nicht einfach, eine Beziehung ist für mich nicht vorstellbar? Weil schon zu viel gesagt wurde, was nicht jedem gesagt wird?

Mein Telefon klingelt gerade. Vor einer Stunde standen wir noch draußen. Sie fragte immer wieder, ob ich zu ihr komme, warum sagte ich nicht offen Nein? Weil ich Angst hatte, sie könnte mir das Auto zerkratzen? Weil ich Angst hatte, sie könnte herumerzählen, was ich ihr offenbarte? Weil ich sie schlicht und einfach nicht verletzen möchte, weil ich weiß, wie sehr es schmerzen kann? Das Telefon hört auf zu klingeln.

Wie leicht es wäre, ein egoistisches Arschloch zu sein. Was würde sie mich jetzt kümmern? Was würden mich überhaupt Gefühle anderer interessieren. Wären mir als egoistisches Arschloch überhaupt intensivere Gefühle bekannt? Und doch lebt diese Art für sich zufrieden. Die Grenzen der Tellerränder zu anderen Menschen mögen sich nur gering überschneiden, doch ist der Mensch innerhalb seines Tellerrandes mit sich eins und weitgehendst zufrieden. Nein, es soll nun nicht Thema sein, wie groß die Vereinsmenge zu anderen Menschen sein muss, um maximal zufrieden sein zu können.

Mehr bin ich damit beschäftigt, ob ich jetzt noch rüber gehe und eine lange Nacht habe, damit wohlmöglich alles noch weiter verschlimmere, oder lieber den Rest aus der Weinflasche vertilge und mich beschwippst ins Bett haue.

... comment