Sonntag, 22. Februar 2009
Friday I'm not in Love
Nach ein paar Desperados möchte ich ausgehen, aber nicht alleine. So rufe ich sie an, die ich einst anredete, nachdem mir bei meinem Gang zur Tankstelle ihr Gesäß auffiel, während sie sich zum Stöckchen ihres Hundes bückte. Seit dieser Begegnung liefen wir uns immer wieder über den Weg. Irgendwann meinte sie, ich könne auch mal bei ihr vorbeikommen. Bisher hatte ich dies, soweit es mein Gesellschaftsdrang zulies, vermieden. Sie ist wirklich nett, auf der anderen Seite sehr rauh, würde sich sogar mit einem Mann prügeln, wenn es sein müsste. Sie selber meint von sich, sie hätte viel maskulines in sich. Ihre aggressive Rauhheit ist auf der einen Seite abstoßend, auf der anderen Seite aber läßt sie ihren zarten Kern durchschimmern, wenn sie meint, es sei notwendig. Dieser Kern ist nicht nur zart, er wirkt über dies sehr treu, etwas, was ich bisher nicht wirklich bei einer Frau spüren konnte. Jedoch ist sie älter als ich und zieht mich nicht sehr an. Wäre sie nicht obendrein so rauh eingestellt, würde sich dies, so bin ich überzeugt, relativieren.

Wir fahren mit dem Taxi in die City. In eine Rockkneipe. Die Musik ist zuerst sehr gut, dann zu emotionslos schnell. Nachdem ich zugebe, gehen zu wollen, lässt sie ihr Bier stehen, wir fahren weiter. Technomusik schallt hinter den Türstehern, die uns, insbesondere mich mit langen Haaren und Shirt mit Tarnmuster, fragend anschauen, ob wir wirklich da rein wollen. Ja, wollen wir. Sie steht auf der Tanzfläche, jauchst "jahhhooooo, whoooooooo", während sie alle etwas verstört anschauen. Mir entfährt ein Grinsen, scheisse, denke ich, ich bin vielleicht nicht ganz so eingestellt wie sie, aber doch haben wir einiges gemeinsam. Mein Wunsch, Pogo in einer Popperdisco zu tanzen, unterscheidet sich nicht wirklich von dem, was ich in mich hineinschmunzelnd beobachte. Ganz im Gegenteil. Ich gehe zu ihr und meine, eben dies nun in der Nebendisco der Räumlichkeiten zu tanzen. Worauf sie mich fragt, ob ich mich prügeln wolle. Ich weiss aus ihren erzählten Geschichten, würde ich dies, sie würde wohl mitprügeln. Ist das nicht genau das, was ich suchte? Eine Art Lara Croft. Sie würde meine Platzwunden küssen und mich weiterhin lieben. Aber sie ist so viel älter als ich und doch etwas zu rauh für mein Empfinden.

Autogeräusche nehme ich wahr, während ich langsam aufwache. Ein Gefühl von leichtem Asthma macht sich erkenntlich. Mir fallen dazu sofort zwei Katzen ein. Und ein Hintern, dessen Tattoo ich aufgrund der Dunkelheit nicht wirklich erkennen konnte. Jenen habe ist alsbald wieder in meinen Händen, während sie sich bewegt. Zwei Knospen bewegen sich direkt über mir. Alle Rauheit ist verflogen, während ich sie sanft Stöhnen höre.

Den nächsten Tag verbrachte ich im Bett. Bis sie anrief, mir erzählte, sie hätte sich mit einem Autofahrer vor ihrer Türe angelegt, bis einer der Zugehörigen sie schubste und ihr eins auf die Nase verpasste. Für mich wenig überraschend, aber dennoch überraschend, weil sie immerhin eine Frau ist, egal wie groß ihre Klappe ist. Sie zweifelte, ob die Typen noch vor der Tür stehen würden. Nach dem Gespräch lag ich im Bett und fühlte mich wie ein Looser. Nein, wir sind nicht zusammen, aber sie wurde geschlagen, traut sich jetzt vielleicht nicht mit dem Hund hinaus, während ich im Bett liege und vor mich hinträume. Diese Situation halte ich nicht lange aus, stehe auf, suche meinen Knüppel in den Umzugskartons und mache mich auf dem Weg. Draußen ist niemand zu sehen gewesen, so klopfe ich an ihre Türe. Es fiel mir schwer, sie wieder zu verlassen. Es fiel mir schwer, zu erkennen, dass sie wohlmöglich etwas empfindet, während ich mich sehnte, mich wieder hinzulegen, höchstens noch Nachrichten zu lesen und vielleicht noch etwas vor dem PC zu hängen.

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