Samstag, 3. Mai 2008
Ex in den Armen
Vor kurzem hatte ich meine Kiddies 4 Tage anstatt über das Wochenende. Es war meine eigene Entscheidung. Ich nahm mir sogar extra dafür frei. Der Grund war dafür war, dass der Stiefvater meiner Ex gestorben ist. Zwar sorgte er und Frau mit dafür, dass unsere Beziehung scheiterte, doch tat er mir dennoch leid. Auch meine Ex tat mir leid, die am Telefon gegen Tränen kämpfte. Sie wollte wohl vermeiden, vor mir zu weinen.

Die heutigen Emotionen, zumindest bei mir, bestehen aus 80% Hass und 20% Noch-Liebe. Ich stelle fest, in bestimmten Situationen kippt das Verhältnis, d.h. es ist genau anders herum. Als sie am Telefon weinte, hätte ich sie am liebsten in den Arm genommen. Das tat ich auch, als ich die Kinder abholte. Sie weinte, ich drückte sie an mich. Ich stellte mir vor, sie zu küssen, verkniff mir den Gedanken aber schnell wieder. Ich hatte das Gefühl, sie genoss die Umarmung.

Nach den 4 Tagen stand ich vor der Tür ihres Elternhauses. Sie kam heraus, auf mich zu, sagte 'danke', ein Wort, was mir auf ihrem Mund als etwas neues erscheint, und umarmt mich. Nanu, dachte ich und umarmte zurück, doch entwandt sie sich schnell wieder, vielleicht auch aus Angst, es könne uns von oben jemand beobachten.
Die Tage darauf machte ich mir Gedanken. Gedanken über uns. Ob ein Neuanfang realisierbar wäre. Ob es überhaupt Sinn hätte. Ob ich sie nun hasse oder noch immer mag oder beides, was auch immer. Ich versuchte die Gedanken zu verdrängen. Sie abgrundtief zu hassen war irgendwie einfacher. Sie zu hassen für das, was sie mir angetan hat.

Plötzlich fange ich an, von ihr zu träumen, wache morgens auf mit wohligen Gefühlen. Später wieder Nachdenken über das für und wieder. Die Vernunft sagt, lass die Finger von ihr. Alles andere ist der Meinung, vielleicht ist sie ja doch fähig, sich zu ändern und den Kindern ist eine echte Familie gegönnt. So geht es hin und her.

Seit unserer Trennung bin ich ein emotionales Zombie. Es hat mein Vertrauen gebrochen, als ich sie plötzlich mit diesem lächerlichen Typen sah. Wie konnte sie das tun, mich aufgeben, obwohl sie von Seelenverwandtschaft sprach? Wie konnte sie überhaupt aufgeben, als ob es nicht die Möglichkeit gab, Probleme zu lösen.

Liebe, ein künstliches Gebilde, das schnell wieder zusammenfällt. Vertrauen ist lächerlich. Warum sich abmühen, Rosen schenken, Gentleman sein oder spielen, wenn das künstliche Gebilde nach einem Jahr erste Korrisionsschäden aufweist und oftmals nach 3 Jahren wieder eingestürzt ist?

Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Es wird sich zunehmend auf das Wesentliche konzentriert. Was das ist? Eines unserer Grundbedürfnisse, wenn alle anderen gesätigt sind: Sex. Es ist von "Speed-Dating im Netz" in den Nachrichten zu lesen. Wie oft hatte ich Blind-Dates, bis mir schlecht wurde und mich überall abmeldete. Es widerte mich regelrecht an, dieses limitiert Sein auf den Schwanz.

Es war eine wilde Zeit nach unserer Trennung Anfang 2006. Ich habe geküsst, was ich in den Armen hielt. Es war ein Hoch, der Fall war tief. Überlegungen, was bring das, wohin soll das führen. Was ist der wahre Sinn des Lebens? Gibt es überhaupt einen Sinn, außer geboren werden, einen Beitrag zur Evolution leisten und krepieren?

Alles erschien plötzlich völlig sinnentleert, so dass ich anfing, die Vorteile der städtischen Umgebung in Beschaffung psychischer Betäubung zu nutzen, was zwar gleichgültig machte, aber zu keiner Lösung führte.

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