Donnerstag, 5. März 2009
Überforderung am Abend
Woher wusste meine Schwester das? Ich hatte kaum etwas über sie erzählt. Und doch sagte sie Dergleichen voraus.

Heute hat sie geklingelt, stand nicht unten, nein, gleich oben vor der Tür. Oben fing sie alsbald an zu heulen, machte mir heftige Vorwürfe, dass ich sie nur f… wollte und sie sei verliebt, was ihr die letzten 10 Jahre nicht passiert sei. Sie hätte mich gesehen und habe alles gewusst. Hätte natürlich jeden anderen haben können, aber nur mich gewollt. Letzteres kam mir bekannt vor, als hätte ich es gesagt, mit dem Hintergrund, zwar gewisse Auswahl zu haben, die aber subjektiv nicht erwähnenswert empfunden wird.

Dabei war sie hektisch, machte mir Sorgen, zum einen, sie könnte mir jeden Augenblick zwischen die Beine treten, zum anderen, auch noch jetzt, dass sie sich etwas antun könnte. Ich würde mit ihren Gefühlen spielen. Aber was soll ich sagen. Mir kam es anfangs so vor, als ob es ihr nichts ausmachen würde, „nur“ mit mir ins Bett zu gehen, verhielt sich und sprach entsprechend. Erleichter war ich, als sie endlich ging. Doch klopfte sie wieder gegen die Tür, zunehmend lauter, so dass ich wieder aufmachen musste. Immerhin war es schon 23:30. Wieder lange Monologe und Aufforderungen, ihr auf dieses oder jenes zu antworten.

Sie tat mir wirklich leid, auf der anderen Seite stresste mich die Situation sehr, so wie sie ablief. Ich sagte, es sei wohl besser, wir würden unsere Beziehung wieder beenden. Sie kam sofort zu mir und fragte, warum. Ich wusste nicht mehr ein noch aus, traute mich auch nicht zu sagen, ich hätte keine tieferen Gefühle sie, da ich annahm, sie würde ausrasten oder noch mehr weinen. Ich gewann die Überzeugung, sie hätte gute Voraussetzungen, zum Stalker zu werden.

Ich sei kalt und vielleicht ein Arschl… wie die anderen. Natürlich bestätigte ich dies. Als sie meinte, ob ich dumm sei, würde Gesagtes nicht verstehen, meinte ich, ja, ich bin dumm. Ich versuchte, mich ihr wieder auszureden. Zum Schluss machte sie mir an der Tür den Vorwurf, ich würde sie nicht in den Arm nehmen, obwohl sie weine. Ich überlegte, ob ich sie in den Arm nehmen sollte, war hin- und hergerissen, kam aber zu dem Entschluss, es würde ihr vielleicht einen falschen Eindruck geben. Es zerriss mir das Herz, sie weinen zu sehen. Doch konnte ich sie einfach nicht in den Arm nehmen. Ich stand da wie ein, ja, wie ein Arschl…

Als sie ging, hörte ich ihr Weinen, unterbrochen von Schimpfen, während sie die Treppen hinunterging. So etwas habe ich wirklich noch nicht erlebt. Wie könnte ich ihr helfen? Ich habe einfach keine Gefühle für sie, was soll ich den machen. Sie trat mir (noch) nicht gegen das Auto, wie ich vom Fenster beobachtete.

Oh Mann. Warum verliebt sie sich ausgerechnet in mich Idioten. Jetzt denke ich die ganze Zeit an sie, weil sie so leidet, mache mir Sorgen um sie und fühle mich schuldig für ihren Zustand. Habe ich mit ihren Gefühlen gespielt? Sie hat mir vor kurzem bereits gesagt, sie sei verliebt. Hätte ich darauf reagieren müssen, hätten die Alarmglocken läuten müssen? Ja, ich denke, ich hätte diese Worte nicht zu leicht nehmen sollen. Insgeheim spürte ich, dass sich etwas einseitig entwickelt, ignorierte aber diese Erkenntnis.

... comment

 
schwestern sind grossartig, mitunter.

... link  

 
!

... link  


... comment